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„GUTE HOFFNUNG“ – FÜR EIN EMOTIONALES GEGENWARTSTHEATER
In Zeiten der Brüchigkeit und Unsicherheit soll es ein optimistischer Impuls sein, für Startenergie stehen und die Temperatur vorgeben: „Gute Hoffnung“ – so haben Oberhausens neue Theater-Intendantin Kathrin Mädler und ihr Team den Spielplan für die Spielzeit 2022/23 an der Ebertstraße überschrieben. Mit dem Liederabend „Gute Hoffnung“ am Abend des Theaterfestes am 10. September stellt sich das gesamte Ensemble im Großen Haus musikalisch dem Oberhausener Publikum vor. Karten hierfür gibt es ab dem 15. August kostenfrei an der Theaterkasse oder online unter www.theater-oberhausen.de.
18 Produktionen, davon zwölf Uraufführungen, ein digital-analoges immersives Projekt, drei Neuproduktionen im Jungen Theater sowie zwei Open Haus Produktionen, Urban Arts und ein Festival der neuen südost-europäischen Dramatik stehen auf dem neuen Spielplan, den Kathrin Mädler gemeinsam mit ihrer Chefdramaturgin Saskia Zinsser-Krys und der Leiterin des Open Hauses & Jungen Theaters, Anne Verena Freybott, präsentierte. Zum Ensemble gehören 19 Schauspielerinnen und Schauspieler, davon sieben, die in Oberhausen bereits engagiert waren: Klaus Zwick, Daniel Rothaus, Anna Polke, Torsten Bauer, Susanne Burkhard, Ronja Oppelt und Samia Dauenhauer. Vom Landestheater Schwaben in Memmingen, wo Kathrin Mädler zuletzt Intendantin war, kommen acht Schauspielerinnen und Schauspieler, drei weitere aus Düsseldorf, München und Regensburg, dazu eine Studierende von der Zürcher Hochschule der Künste.
Das Theater Oberhausen begreift sich nach Worten von Kathrin Mädler als offenes Haus der Zeitgenossenschaft: Der Abendspielplan möchte in einem emotionalen Gegenwartstheater große Geschichten mit politischer Haltung verbinden und den Schwerpunkt auf Projekte mit Bezug zu Oberhausen legen. Die Sparte Open Haus soll ein Theater sein, das der Stadt gehört und mit Formaten experimentiert, die zu Partizipation und Teilhabe einladen. Das Junge Theater mit einem altersgerechten Repertoire für Kinder und Jugendliche sowie der neue Schwerpunkt Urban Arts mit Produktionen der Urbanen Künste verfestigen den Wunsch Mädlers, neue Möglichkeiten für ein Stadttheater der Zukunft zu erproben.
GESELLSCHAFT IM ABSTIEGSKAMPF
Nach dem musikalischen Liederabend startet die Spielzeit am 29. September mit der Uraufführung des neuen Stücks „Kissyface“ des amerikanischen Dramatikers Noah Haidle im Studio (vormals Saal 2), eine Groteske über die Verteidigung humanistischer Werte gegen die Gewalt in uns. Einen Tag später folgt im Großen Haus die Uraufführung des Schauspiels „Welt überfüllt“ der jüdischen Autorin Anna Gmeyner über eine Gesellschaft im sozialen Abstiegskampf. In der Bar (vormals Pool) ist ab 14. Oktober eine Uraufführung von Nick Hornby zu sehen: „State of the Union“ begleitet mit pointiertem Humor ein Paar beim Bier im Pub vor den Sitzungen ihrer Ehetherapie.
Das Junge Theater zeigt ab dem 5. November für die Allerkleinsten „Der neugierige Garten“: Die Gestaltungskraft eines Jungen verwandelt hier den Stadtraum. Die Kinder werden nach der Aufführung selbst auf dem Ebertplatz an einem Urban Gardening Projekt teilnehmen. Das Familienstück zur Weihnachtszeit und darüber hinaus ist Erich Kästners „Pünktchen und Anton“ (Premiere 12. November), eine berührende Geschichte über eine Freundschaft über alle sozialen Schranken hinweg. Mit dem „Schimmelreiter“ nach Theodor Storm (Premiere 2. Februar) geht es zentral um die Frage, inwieweit wir uns die Natur untertan machen können und dürfen.
MACHT UND OHNMACHT VON FRAUEN
Im Abendspielplan hat als großer klassischer Stoff am 2. Dezember im Großen Haus „Woyzeck“ Premiere. Büchners Fragment fragt in beklemmend schöner Sprache, wohin es führt, wenn Menschen am Rande der Gesellschaft abgehängt werden. Im Januar folgen zwei Uraufführungen neuester Dramatik: In „Die Wahrheit über Leni Riefenstahl (von ihr selbst inszeniert)“ befragt der preisgekrönte Autor John von Düffel kritisch die Ikone des Nationalsozialismus auf ihre politische Haltung, ihren bis heute umstrittenen Ruf als Künstlerin und reflektiert damit auch Macht und Ohnmacht von Frauen in der Öffentlichkeit (Premiere 13. Januar). Zum Heidelberger Stückemarkt eingeladen wurde das Debüt von Leo Meier „zwei herren von real madrid“, ein junger, absurder Text, der mit eigener Sprache und Form eine Welt entwirft, in der es normal ist, dass zwei Fußballer sich verlieben, dass Sergio Ramos uns philosophisch die Welt erklärt und Drachen als Haustiere gehalten werden (Premiere 12. Januar, Studio).
Eine weitere Uraufführung im Großen Haus ist „§ 218“ – ein biographisches Rechercheprojekt über Frauen in Oberhausen, die in ihrem Leben eine Entscheidung über eine Schwangerschaft treffen mussten. Gleichzeitig ist es eine Geschichte der feministischen Bewegung der letzten Jahrzehnte (Premiere 24. März). Letzte Premiere der ersten Mädler-Spielzeit in Oberhausen ist dann am 26. Mai im Großen Haus „Der lange Schlaf“ von Finegan Kruckemeyer: ein brillantes Stück Gegenwartstheater aus Australien, das mit globaler Perspektive, aber anhand von einzelnen berührenden Geschichten eine provokante Lösung für den Klimawandel durchspielt.
Und bei „Hanau“ kooperiert das Theater Oberhausen mit dem Theater Münster, den Ruhrfestspielen und dem Gorki Theater Berlin. Das Stück setzt sich mit den rassistischen Morden in Hanau in engem Kontakt mit den Opfer-Initiativen auseinander. Uraufführung ist bei den Ruhrfestspielen im Mai 2023, danach wird „Hanau“ in Münster, Oberhausen und Berlin gezeigt.
Alle Informationen zum neuen Spielplan sowie zu den Abonnements, die ab sofort online gebucht werden können, unter www.theater-oberhausen.de.