Stadtgespräch

Gleichstellung in Oberhausen

Julia Pietrasch ist die neue Gleichstellungsbeauftrage in Oberhausen.

Stabwechsel in der Gleichstellungsstelle, seit dem 7. April ist Julia Pietrasch die neue Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen und zugleich neue Leiterin des Bereichs Chancengleichheit der Stadt. Sie löst Britta Costecki ab, die in leitender Funktion den Bereich Personal der Stadt übernimmt und deren Stellvertreterin Pietrasch seit 2012 war.

23.05.2025
Julia Pietrasch ist seit dem 7. April 2025 die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen. Foto: Gleichstellungsstelle Stadt Oberhausen

Julia Pietrasch übernimmt ihr neues Amt in einer Zeit, in der viele der Errungenschaften der letzten Jahre sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene erheblichen politischen Herausforderungen gegenüberstehen. Ob es um Frauenrechte, die Stellung der Frau in der Gesellschaft, Diversität, sexuelle und geschlechtliche Vielfalt oder das Bewusstsein für soziale Gerechtigkeit geht – insbesondere aus rechtsgerichteten politischen Kreisen werden diese Themen oft kritisch hinterfragt und teils vehement angegriffen. Ein wichtiges Mittel dieser Auseinandersetzungen sind die sozialen Medien, deren Einfluss laut Julia Pietrasch nicht unterschätzt werden darf. Um diesem „Roll-back“ entgegenzuwirken, „müssen wir jeden Tag aufstehen und uns der politischen Realität stellen. Das ist meine Aufgabe, und ich tue sie mit Überzeugung!“

Aufstehen für Demokratie

In Oberhausen hingegen spürt Julia Pietrasch eine große Zustimmung für die Arbeit der Gleichstellungsstelle. „Unsere Partner*innen empfinden unsere Arbeit als bereichernd. Ich schätze die enge Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung sehr, ebenso wie die langjährig gewachsenen Netzwerkstrukturen hier vor Ort, die aber auch über die Stadtgrenzen hinausreichen. Eine Gegenbewegung wie anderswo spüre ich in Oberhausen bisher nicht.“ Julia Pietrasch sagt aber dennochdeutlich, dass Demokratie kein Geschenk sei, sondern Arbeit. Man müsse für die freiheitlichen Werte einstehen. Um mehr Frauen für die Kommunalpolitik zu gewinnen, führte die Gleichstellungsstelle im vergangenen Jahr zum Beispiel ein „Polit Dating“ durch, in dessen Rahmen Ratsfrauen interessierten Bürgerinnen Auskunft über dieses politische Engagement gaben. Auch wenn drei Fraktionen im Rat der Stadt Oberhausen von Frauen geführt werden, herrscht in den Gremien bisher doch ein deutlicher Überschuss an Männern.

Gleiche Bezahlung

Das Team der Gleichstellungsstelle wie auch des Bereichs Chancengleichheit wird auch in Zukunft die Herausforderungen nahe an den Bürger*innen angehen. „Hinter dem Schreibtisch werden wir keine Gleichstellung, keine Chancengleichheit erreichen. Das muss gemeinsam mit den Menschen hier vor Ort geschehen, auch um zu erfahren, was sie sich wirklich wünschen. Menschen müssen miteinander reden“, so Pietrasch.

Im Kalender finden sich dann zum Beispiel Mädchenaktionstage, Frauengesundheitstage, der Girls Day oder der Equal Pay Day. Schließlich belegen Studien und Tests, dass nach wie vor Frauen bei komplett gleichen Grundvoraussetzungen für die gleiche Tätigkeit weniger Entgelt erhalten.

Es gibt jedoch auch schwerwiegende Themen wie Gewalt gegen Frauen oder Prostitution, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. In diesen Bereichen ist es wichtig, bestehende Schutzsysteme zu sichern und weiter auszubauen. Andere Themen betreffen vor allem geschlechtsspezifische Aspekte, wie zum Beispiel die Gesundheit von Frauen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Altersarmut und finanzielle Unabhängigkeit.

Julia Pietrasch möchte jungen Frauen vermitteln, dass Entscheidungen, die sie in jungen Jahren treffen, erst viele Jahre später eine soziale Auswirkung haben können, die möglicherweise benachteiligend für sie ist. Es gilt sich früh wirtschaftlich abzusichern, nicht nur wegen einer niedrigen Rente und möglicher Altersarmut. Diesbezüglich werden zum Beispiel extra Rentenworkshops angeboten. Parität, so Pietrasch, muss in den Köpfen entstehen, die Aufgaben in einer Familie sollten auf mehrere Schultern verteilt werden. Nach wie vor liegt nicht nur die Betreuung der Kinder, sondern auch die Pflege von Angehörigen überwiegend in den Händen der Frauen. Auch das wirke sich mangels Bezahlung wieder negativ auf die Altersvorsorge zahlreicher Frauen aus.

„Wir möchten Frauen fit machen für gleiche Chancen im Leben, fit machen für alle Eventualitäten, dass es für Frauen dieselben fairen Rahmenbedingungen gibt wie für Männer“, abschließend hebt Julia Pietrasch hervor, dass dieser Prozess gemeinsam und partnerschaftlich erarbeitet und entwickelt werden soll, ohne dabei eine belehrende Haltung einzunehmen.

Denn echte Gleichstellung gelingt nur, wenn sie als gemeinsames Ziel verstanden und getragen wird – von allen Menschen gleichermaßen. Es geht darum, Potenziale zu entfalten, Selbstbestimmung zu stärken und Strukturen zu schaffen, die Vielfalt und Chancengleichheit fördern. Nur so kann eine Gesellschaft entstehen, in der jede*r unabhängig vom Geschlecht die gleichen Möglichkeiten zur Teilhabe, Entfaltung und Absicherung hat.

Gutes Leben | Stadtgespräch

Catcalling ist #keinkompliment

Am 14. Juni 2024 findet der 3. Nationale Anti-Catcalltag statt. Hier soll auf ein weit verbreitetes Phänomen aufmerksam gemacht werden. Vom Starren und Hinterherpfeifen über sexistische Kommentare bis hin zur Gewaltandrohung: Catcalling kann unterschiedliche Formen annehmen. Die Grenzen sind fließend. Dabei versteht man unter Catcalling grundsätzlich die sexuelle, verbale Belästigung von Personen im öffentlichen Raum. Meist sind Frauen oder junge Mädchen betroffen, aber auch Personen aus der LSBTIQ* Community.

09.06.2024

Unter breiter Kooperation zwischen dem Netzwerk Mädchenförderung und Kitev e.V. möchte die Gleichstellungsstelle der Stadt Oberhausen sich mit verschiedenen Aktionen gegen sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum einsetzen. „Mit der Kampagne #keinkompliment soll klargestellt werden, dass Sprüche, wie etwa: Hey Baby, geiler Arsch! keinesfalls Komplimente sind, sondern Übergriffe, die eine Form der Machtdemonstration darstellen und damit absolut nicht hinnehmbar sind“, beschreibt Britta Costecki, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen das Anliegen der Akteurinnen.

Rund um den Aktionstag am FR // 14.06.2024 bieten die Akteurinnen spannende und aufschlussreiche Veranstaltungen an.

#keinkompliment – Catcall-Stories of Oberhausen
Die Ausstellung von der Künstlerin Carina Hommel zeigt Comics zu Erfahrungen vom Mädchen in Oberhausen, die in Zusammenarbeit mit Jugendzentren entstanden sind.
Wann? MO // 10.06.24 bis SO // 16.06.24
Wo? Museumsbahnsteig, Hbf. Oberhausen

Interkulturelles Frauenfrühstück meets #keinkompliment & gemeinsamer Besuch der Ausstellung
Wann? MI // 12.06.24 10:00 Uhr: Interkulturelles Frauenfrühstück
12:00 Uhr: gemeinsamer Besuch der Ausstellung auf dem Museumsbahnsteig mit der Künstlerin Carina Hommel
Wo? LEERSTAND (Frühstück) & Museumsbahnsteig (Ausstellung)

Yoga für Frauen mit Malwina – kostenloser Schnupperkurs
Wann? MI // 12.06.24 // 18:00 Uhr
Wo? kitev-Bahnhofsturm Oberhausen, 3. OG Treffpunkt: an den Treppen vor McDonalds

Community-Dinner meets #keinkompliment
Informationen zu der Kampagne durch die Akteurinnen

Wann? FR // 14.06.24 // 20:00 Uhr
Wo? LEERSTAND, Willi Brand Patz 1 46045 Oberhausen

Fem goes Short – Kino auf dem Museumsbahnsteig
Im Rahmen des partizipativen Kurzfilmprojektes femgoesshort beschäftigten sich FlLINTA*-Filmschaffende mit den Themen Sexualität, Konzepten einer Komplizinnenschaft und Vorstellungen von Utopien. Durch die je eigenen künstlerischen Herangehensweisen der Filmemacher*innen präsentieren die Filme nicht nur facettenreich kritische Perspektiven auf unsere Gesellschaft, sondern zeigen zugleich die Vielseitigkeit des Mediums Kurzfilm auf. Ein Projekt von Vollbild e.V – https://vollbild-wuppertal.de
Wann? SA // 15.06.24 // 20:30 Uhr
Wo? Museumsbahnsteig

Mehr Infos zur Freien Uni von Kitev e.V.: funi.kitev.de

Die Initiatorinnen möchten mit den Aktionen nicht nur ein öffentliches Bewusstsein schaffen, dass Catcalling Belästigung ist, welche bei Betroffenen Spuren hinterlässt. Sondern auch Menschen ermutigen Zivilcourage zu zeigen und Catcaller darauf hinweisen, dass ihr Verhalten nicht akzeptabel ist. Neben der Öffentlichkeitsarbeit über Litfaßsäulen, Postkartenverteilung, Verbreitung von Grafiken in Monitoren der Stoag Busse und anderer öffentlicher Stellen sowie einer Socialmedia Kampagne, wurden über das Netzwerk Mädchenförderung Schablonen und Sprühkreide an Jugendeinrichtungen verteilt. Innerhalb der Jugendeinrichtungen wird das Thema sexuelle Belästigung so thematisch aufgegriffen und sich mittels der Sprühaktion gegen Catcalling ausgesprochen.

Sexuelle Belästigung ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und kann bei Betroffenen dazu führen, dass sie sich nicht mehr unbehelligt in der Öffentlichkeit bewegen. Unter oder bei Instagram: @catcallsofob können Belästigungen unter Angabe von Art, Ort und Zeit des Übergriffes mit möglichst genauer Wiedergabe des Wortlautes per Mail oder Nachricht gemeldet werden.

Bei der Gleichstellungsstelle der Stadt Oberhausen steht Maren Heutger (Tel.: 0208/ 8252097) für Rückfragen zur Verfügung.

 

Die neue Oh! | Gutes Leben

Gewalt gegen Frauen geht alle an

Friedensplatz mit Polizei und Amtsgericht wird bei Aktionstagen orange beleuchtet

In Deutschland ist jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen, das sind mehr als zwölf Millionen Frauen. Alle 45 Minuten wird eine Frau in Deutschland durch ihren Partner gefährlich körperlich verletzt, jeden dritten Tag tötet ein Mann seine (Ex-)Partnerin. Die UN-Kampagne „Orange the World“ macht seit 1991 auf diese Gewalt aufmerksam.

23.11.2023

Die Gleichstellungsstelle Oberhausen und der Zonta Clubs Oberhausen werden vom 25. November, dem Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, Flaggen und eine orange Beleuchtung an verschiedenen Gebäuden in Oberhausen zeigen, die Solidarität mit Frauen symbolisieren. Ergänzt wird die Kampagne durch Handzeichen, die an Fenster oder Türen gehängt werden können. Die Handzeichen liegen in vielen öffentlichen Einrichtungen aus und können bei der Gleichstellungsstelle angefordert werden.

 

Höhepunkt wird in diesem Jahr die orangefarbene Beleuchtung des Friedenplatzes mit den Gebäuden der Polizei und des Amtsgerichtes sein – wichtige Behörden zur Umsetzung des Gewaltschutzgesetzes. Weitere Gebäude wie die Rathäuser, das Kommunale Integrationszentrum, das Zinkweißgebäude, das Bert-Brecht-Bildungszentrum oder das Schloss Oberhausen werden ebenfalls bei Einsetzen der Dämmerung beleuchtet.

 

Zusätzlich sind folgende Aktionen anlässlich der Orange Days in Oberhausen sind geplant:

  • Ein Infostand der Kooperationspartnerinnen und -partner, der auf die Kampagne aufmerksam macht, steht am 25. November ab 17 Uhr auf dem Friedensplatz.
  • Das Theater Oberhausen beteiligt sich mit dem Stück „Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt“ von Felicia Zeller mit der Aufführung am 25. November um 19.30 Uhr. Vier Schauspielerinnen erzählen von Frauen, die der häuslichen Gewalt entkommen sind und den Weg ins Frauenhaus geschafft haben.
  • Eine Fachveranstaltung zu Gewaltschutz und Umgangsrecht bei häuslicher Gewalt richtet der Arbeitskreis Gewalt Oberhausen am 30. November aus.
  • Aktualisierte Broschüren zu den Themen Häusliche Gewalt, Sexualisierte Gewalt und Stalking werden in verschiedenen Sprachen versendet.

 

Rückfragen zu den Aktionen beantwortet Maren Heutger von der Gleichstellungsstelle unter Tel. 0208 825-2050 oder E-Mail gleichstellungsstelle@oberhausen.de.

 

Stadtgespräch

Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

Anlässlich des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung präsentieren zahlreiche Institutionen aus Oberhausen und Umgebung beim Sterkrader Spiel- und Sportwochenende (Samstag und Sonntag, 6. und 7. Mai 2023) ein buntes, inklusives Angebot auf dem großen Marktplatz. Die Angebote unter anderem von der Lebenshilfe, dem Alsbachtal und dem Internationalen Friedensdorf reichen von frisch gebackenen Waffeln bis zu Tischtennisspielen. Alle Bürgerinnen und Bürger sind zudem eingeladen, sich dem Protestmarsch am Samstag, 6. Mai 2023, anzuschließen. Er startet um 13 Uhr am Sterkrader Bahnhof und führt zum Technischen Rathaus Sterkrade. Die Federführung obliegt dabei dem Bereich Chancengleichheit der Stadt Oberhausen und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Oberhausen.

28.04.2023

Der Abbau von Barrieren, die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention und damit der Fortschritt der Inklusion in Oberhausen ist ein zentrales Thema der Oberhausener Chancenstadt“, erklärt der zuständige Dezernent für Strategische Planung und Stadtentwicklung, Ralf Güldenzopf. Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung sei wichtig, weil er dafür sensibilisiere, dass alle Bürgerinnen und Bürger in ihrem eigenen Umfeld helfen können und auch sollten, eine inklusive Gesellschaft in Oberhausen entstehen zu lassen.

Mit unserer Beteiligung am Sterkrader Spiel- und Sportwochenende wollen wir einen Raum der Begegnung schaffen, um Vorurteile und Berührungsängste abzubauen“, betont Mauno Gerritzen, Geschäftsführer des Paritätischen Oberhausen.

Es ist sehr schön, dass wir in diesem Jahr wieder für die Rechte von Menschen mit Behinderung protestieren und einen Aktionstag mit vielen Aktivitäten vor Ort veranstalten können, um auf die Belange für Menschen mit Behinderung aufmerksam zu machen“, betont Britta Costecki, Leiterin des Bereiches Chancengleichheit und ergänzt: „Deshalb war es uns wichtig, nicht nur am Sterkrader Spiel- und Sportwochenende teilzunehmen, sondern auch wieder einen Protestmarsch zu initiieren.“ Aufgrund der Corona-Pandemie hatte es in den vergangenen zwei Jahren keine großen Präsenzveranstaltungen und keinen Protestmarsch geben können.