Die Wahl des Standortes war kein Zufall. Infrastrukturell und verkehrstechnisch bietet er viele Vorteile – auch für die rund 3.000 Mitgliedsunternehmen, die den Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbänden im Gartenbau aus freien Stücken beigetreten sind. „Der Entschluss, gemeinsam in einem Gebäude zu arbeiten, hat durchweg positive Resonanz hervorgerufen“, berichtet Christoph Lau, Geschäftsführer des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau NRW, kurz GaLaBau. Als Interessenvertreter und Dienstleister der Mitgliedsbetriebe sind die Verbände Sprachrohr gegenüber der Politik. Der örtliche Zusammenschluss steigert nicht nur die Wahrnehmung, sondern verleiht den Forderungen und Anliegen auch mehr Gewicht. „Es war unser Anspruch als Gärtner, beim Bau des Hauses der Grünen Verbände zu zeigen, was man unter Einbeziehung grünen Fachwissens machen kann und welche Pflanzen z. B. für die Fassaden- und Terrassenbegrünung infrage kommen“, so Martin Walser, Geschäftsführer der Rheinischen Treuhandstelle für Dauergrabpflege und der Gesellschaft für Dauergrabpflege Westfalen-Lippe. Gleichzeitig ist er mit der eigens gegründeten OLGA Treu GmbH Investor des Gebäudes.
LUST AUF GRÜN
Nordrhein-Westfalen ist bundesweit das stärkste Gartenbauland – sowohl in der Produktion als auch in der Dienstleistung. Die sieben Fachrichtungen Baumschulen, Friedhofsgärtnerei, Garten- und Landschaftsbau, Gemüsebau, Obstbau, Staudengärtnerei und Zierpflanzenbau sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft und dem Zentralverband Gartenbau beträgt der jährliche deutschlandweite Gesamtumsatz im Bereich Blumen und Pflanzen ca. neun Mrd. Euro und nach verbandseigenen Angaben im Garten- und Landschaftsbau rund zehn Mrd. Euro. Hinzu kommen Umsätze, die durch Dauerpflegeaufträge für über 387.000 Gräber erzielt werden, davon fast 50 Prozent in Nordrhein-Westfalen. „Unsere Verbände verbindet die Pflanze: Im Gartenbau wird produziert, die Baumschulen ziehen Bäume und Pflanzen, die Landschaftsgärtner bringen das Grün in die Städte, ins Wohnumfeld und in Unternehmen, der Verbraucher kauft im Gartencenter und die Friedhofsgärtner kümmern sich um die Dienstleistungen auf Friedhöfen“, erläutert Christin Haack, Hauptgeschäftsführerin des Landesverbandes Gartenbau NRW. Dadurch kommunizieren die Grünen Verbände nicht nur mit ihren Mitgliedsunternehmen, sondern über diese auch indirekt mit den Endverbrauchern, wie z. B. Privatleuten, Kommunen und öffentlichen Institutionen.
LÖSUNGEN FÜR DEN KLIMAWANDEL
Eine der vordringlichsten Herausforderungen der Gegenwart ist der globale Klimawandel – für die die grüne Branche richtungsweisende Lösungen, u. a. für Entsiegelungen, Renaturierungen, Rekultivierungen, klimagerechtes Bauen und die Wasserversorgung hat. Daher ist es kein Wunder, dass deutsche Klimaanpassungslösungen ein weltweiter Exportschlager sind. „Die Frage ‚Wie pflanzt man richtig angesichts des Klimawandels?‘ können wir beantworten, denn wir haben das Know-how von der Pflanze bis zur Dienstleistung und werden nicht müde, die Politik für diese Themen zu sensibilisieren“, so Christoph Lau. „Grün ist das Einzige, was den Klimawandel aufhalten kann, denn jede Grünfläche ist eine kleine Klimaanlage“, ist Martin Walser überzeugt. Darüber hinaus ist Grün mittlerweile ein Standortfaktor, der zu Wohlbefinden führt und für viele Menschen ausschlaggebend für die Wohnungswahl ist.
FACHKRÄFTEMANGEL IM FÜHRUNGSBEREICH
„Wir haben entgegen dem Trend steigende Azubi-Zahlen. Aber im Führungskräftesegment besteht ein Mangel“, weiß Christoph Lau. Der demografische Wandel, der dazu führt, dass viele Fachkräfte in den Ruhestand gehen, ist dabei für kleinere Familienbetriebe genauso ein Problem wie für mittlere und große Unternehmen. „Wir haben zudem einen eklatanten Fachkräftemangel in öffentlichen Einrichtungen und bei den Planern. Und das, obwohl es gute Förderangebote gibt, die aber oftmals nicht genutzt werden“, ergänzt er. Um dem entgegenzuwirken, haben die Verbände eine Fachkräfteoffensive gestartet. „Wir sind eine tolle, vielfältige und dynamische Branche mit spannenden und sinnstiftenden Arbeitsumfeldern. Zudem sind wir gesellschafts- und zukunftsrelevant“, berichtet Christin Haack. Um die Berufsausbildung noch attraktiver zu machen, bedarf es z. B. zentraler Ausbildungsstätten, die von allen gut erreichbar sind. „Für unsere Branche ist es elementar. Fachkräfte zu haben, um alle Märkte bedienen zu können. Wir brauchen einen Grünen Campus, um die Führungskräfte an einer Hochschule ausbilden zu können. Wir haben die Lösungen! Aber wir brauchen die Menschen, die sie auch umsetzen können – gerade auch im Führungskräftebereich“, beschreibt Christoph Lau die derzeitige Herausforderung.
GARTENSCHAUEN ALS PUBLIKUMSMAGNETE
„Eines der wichtigsten Projekte, an dem wir arbeiten, ist die Landesgartenschau in Neuss 2026. Auch damit versuchen wir junge Menschen für Berufe in der Grünen Branche zu interessieren“, so Christin Haack. Zahlreiche weitere Gartenschauen und Messen werden folgen. So ist der Landesverband Gartenbau Ausrichter der jährlich stattfindenden Weltleitmesse des Gartenbaus, der IPM in Essen mit über 1.400 Ausstellern aus 43 Nationen und über 36.000 Fachbesuchern. 2027 folgt die Internationale Gartenschau im Ruhrgebiet, die das Haus der Grünen Verbände maßgeblich mitsteuert; 2029 die Landesgartenschau in Kleve, 2031 die Bundesgartenschau in Wuppertal und 2037 die Internationale Gartenausstellung im Rheinischen Revier.