Gutes Leben | Stadtgespräch
Kultursensible Altenhilfe und Altenpflege: Abschluss ja – Ende nein
Die erste Generation der sogenannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, die im Rahmen der Anwerbeabkommen seit 1955 nach Deutschland kamen, hat seit einiger Zeit das Seniorinnen- beziehungsweise Seniorenalter erreicht. In Nordrhein-Westfalen leben rund 520.000 Menschen mit Einwanderungsgeschichte, die älter sind als 65 Jahre. Trotz einiger erfolgreicher Ansätze ist es aber bislang nicht gelungen, die Zugangsbarrieren zur Regelversorgung für ältere Menschen mit Einwanderungsgeschichte flächendeckend und nachhaltig abzubauen. Die Stadt Oberhausen hat an einem knapp dreijährigen Modellprojekt teilgenommen, welches Lösungen entwickeln sollte. Sein Name: „Guter Lebensabend NRW – Kultursensible Altenhilfe und Altenpflege für Seniorinnen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte“. Im Schloss Oberhausen fand am Montag, 23. Oktober, eine Feier zum Abschluss des Projektes statt.
Das nordrhein-westfälische Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration NRW (MKJFGFI) verfolgt das Ziel, den spezifischen Bedürfnissen von Seniorinnen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte bei der Altenhilfe und Altenpflege Rechnung zu tragen und gleichzeitig damit ihre Lebensleistung zu würdigen. Der Förderaufruf „Guter Lebensabend NRW“ sollte dazu beitragen, Menschen mit Einwanderungsgeschichte und ihren Angehörigen den Zugang zu bestehenden Regelangeboten zu ebnen.
In den geförderten 21 Modellkommunen wurden Teams mit kultursensiblen Beraterinnen und Beratern für ältere Menschen installiert. Sie sollten systematisch bestehende Regelangebote aufzeigen und – falls erforderlich – die Wege dorthin erleichtern. Der Trägerverbund in Oberhausen bestand aus dem Kommunalen Integrationszentrum (KI) der Stadt Oberhausen, dem Verein „pro wohnen“ und dem DRK Kreisverband Oberhausen. Vanessa Wilim (KI), Melek Bulut (pro wohnen) und Melek Cimen (DRK) führten als Team dann auch durch das zweistündige Programm, welches musikalisch von Ahmet Günes und vom Chor „Rina“ der Liberal-Jüdischen Gemeinde Ruhrgebiet „Perusch“ mit Sitz in Oberhausen eingerahmt wurde.
Alter und Migration – ein Thema von Herzen
Die Abteilungsleiterin Integration des MKJFGFI, Asli Sevindim, erzählte von ihren eigenen Erfahrungen als Kind einer türkischen Gastarbeiterin und sagte: „Ich bin um die Ecke in Duisburg als Tochter von ehemaligen Gastarbeitern geboren und aufgewachsen. Ich weiß daher, mit welchen vielfältigen Herausforderungen Oberhausen immer wieder konfrontiert war und ist. Und sich nie weggeduckt hat. Das zeigen Sie auch mit der Teilnahme am Modellprojekt ,Guter Lebensabend NRW‘, mit der Sie sich fit machen für die Zukunft und gleichzeitig die Lebensleistung der Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Oberhausen würdigen“. Sevindim bedankte sich beim Trägerverbund für die erfolgreiche und engagierte Umsetzung. In seinem Grußwort betonte Bürgermeister Werner Nakot ebenfalls die Relevanz des Themas: „Das Modellprojekt war ein guter Auftakt für unsere Stadt! Ich bin daher sehr froh darüber, dass der Trägerverbund die kultursensible Pflege auch nach dem Ende des Modellprojektes nicht aus den Augen verlieren wird.“
Während der Veranstaltung wurde durch Videos mit persönlichen Migrationsgeschichten eindrucksvoll vermittelt, dass es sich bei den sogenannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern nicht nur um Arbeitskräfte handelte, sondern dass vielmehr hinter allen eine individuelle Lebensgeschichte steht, von Menschen, deren Heimat ursprünglich woanders liegt, die sich aber längst auch in Deutschland heimisch fühlen.
Schulungen in Alteneinrichtungen